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Aus dem Kulturkalender Marzahn-Hellersdorf 1/2011


Zwei Kinder der deutschen Einheit

Zwanzig Jahre deutsche Einheit – dem jubelnden Medienrummel um dieses Ereignis dürfte der kritische Bürger angesichts der noch bestehenden Differenzen mit eher gemischten Gefühlen gegenüberstehen. Aber es gibt in Marzahn-Hellersdorf zwei „Institutionen“, die – im Einheitsjahr 1990 „geboren“ – in ihrem Wirken und Engagement über die vergangenen zwei Jahrzehnte zum tatsächlichen Zusammenwachsen von Ost und West beigetragen haben.

Foto: Horst Löser

Das erste „Kind“, die „Marzahner Promenaden-Mischung“, erblickte das Licht der Öffentlichkeit am 27. Oktober 1990 bei einem Auftritt zum Lagerfeuer des Bürgerkomitees Marzahner Promenade. Seit 1992 auch Verein, kann der Chor heute auf 1200 Auftritte und 16 Konzertreisen, davon 13 nach Bayern, zurückblicken. Der lustige Name hat gleich mehrere Deutungen. Zum einen wohnen die Mitwirkenden – sowohl Kinder als auch Erwachsene – meist rund um die Marzahner Promenade, andererseits beinhaltet das Repertoire der Chorkinder – immer auch zum Mitmachen fürs Publikum gedacht – eine bunte Mischung aus Liedern, Tänzen und Moderationen.

Die Fäden in der Hand hält seit der ersten Stunde Chorleiter und Vereinsvorsitzender Dr. Bernd Engling, der sich auch auf das Komponieren versteht, denn die Marzahn- und Berlin-Lieder stammen alle aus seiner Feder. Das jüngste, „Die Gärten der Welt“ – auch auf der CD gleichen Namens zu hören – erlebte beim Fest „30 Jahre Marzahn-Hellersdorf“ seine Premiere.

Aber was wäre das vielseitige Chorensemble ohne die vielen Menschen, die im Hintergrund für das Gelingen eines jeden Auftritts sorgen? So der Technik-Hauptverantwortliche Holger Stürzebecher sowie Edeltraud Engling und Winfried Nitzschke. Für ihren engagierten Einsatz erhielten alle drei zum Tag des Ehrenamtes am 3. Dezember 2010 den Ehrenpreis von der BVV-Vorsitzenden Petra Wermke.

Der Marzahner Promenaden-Mischung e.V. arbeitet zusammen mit vielen Einrichtungen und Vereinen, wie dem Jugendfreizeitzentrum FAIR, dem Kulturring in Berlin e.V. und natürlich der Peter-Pan-Grundschule, wo die 30 sechs- bis etwa zwanzigjährigen Jungen und Mädchen proben. Die degewo und die WG „Marzahner Tor“ unterstützten die fünf CD-Produktionen. Auch „Bim & Boom“, das Eastgate und viele andere Einrichtungen trugen dazu bei, dass der Chor sich heute zu einer festen Größe im Berliner Kulturleben etabliert hat.

So stieg am 30. Oktober im KulturGut Marzahn das Jubiläumskonzert mit den Chorkindern und über 130 Gästen – Eltern, Fans, ehemalige Chormitglieder feierten anschließend gemeinsam. Zu den Gratulanten gehörten Petra Wermke, die Bezirksstadträte Dr. Manuela Schmidt und Stephan Richter, das FAIR, das FEZ und der TSV Marzahner Füchse.

Und es geht weiter – die nächsten 20 Jahre werden angepeilt! Gleich im neuen Jahr gibt es die nächste Uraufführung des Mitsingeprogramms „Ich bin ein Musikant“ am 27. Januar im FAIR.

Ein ganz anderes Feld in der Marzahn-Hellersdorfer Kulturlandschaft beackert das ehrenamtliche Team des am 18. September 1990 gegründeten Vereins zur Förderung der Alternativen Bibliothek Hellersdorf in der Peter-Weiss-Bibliothek, dem zweiten, inzwischen längst erwachsen gewordenen „Kind“.

Aufgebaut wurde diese Bibliothek als geisteswissenschaftliche, parteipolitisch und weltanschaulich unabhängige Spezialbibliothek. Derzeit verfügt sie über 18.000 Bücher, Zeitschriften und andere Medien, vor allem Literatur der Sozial- und Kulturwissenschaften, zu Politik und Zeitgeschichte, aber auch Belletristik. Den Mitwirkenden der ersten Stunde ist es zu danken, dass wertvolle Editionen aus DDR-Verlagen nicht auf der Mülldeponie gelandet, sondern jetzt allen interessierten Nutzern zugänglich sind. Von Anfang an wurden Medien aus dem gesamten deutschen Sprachgebiet gesammelt. Zahlreiche Autoren stellten ihre Bücher vor. Zu 400 Veranstaltungen und 45 Ausstellungen kamen insgesamt 15.000 Besucher.

Zur Jubiläumsfeier im Hellersdorfer Rathaussaal würdigte Stefan Komoß, stellvertretender Bezirksbürgermeister, die langjährige, ausschließlich ehrenamtliche Bildungs- und Kulturarbeit aller Mitarbeiter. Das Festprogramm gestalteten Barbara Kellerbauer, ihre Tochter Johanna und der Pianist Reinmar Henschke mit Liedern und Texten von Heinrich Heine und Bertolt Brecht. Anschließend waren alle Gäste in die Bibliothek eingeladen. Bei angeregten Gesprächen und Diskussionen, gewürzt mit Kulinarischem, konnten sie in einer interessanten Ausstellung die Bibliotheksgeschichte Revue passieren lassen.

Hartmut Gering, Kulturring in Berlin e.V.

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