Schunkeln, tanzen, schnipsen

Aus dem Bezirks-Journal für Marzahn-Hellersdorf Ausgabe März 2018


Marzahner Promenadenmischung

Schunkeln und singen (Seite 1)

Stolz präsentiert Bernd Engling eines von zahlreichen Fotoalben, in denen er die Auftritte der Marzahner Promenaden-Mischung festgehalten hat. Bis heute ist der 68-jährige Leiter und kreativer Kopf der Gruppe, die demnächst ihren 1500. Auftritt feiert. Viele Lieder und Texte hat Engling selbst geschrieben. Weiter Seite 10.


Schunkeln, tanzen, schnipsen (Seite 10)

KULTUR: Die Marzahner Promenaden-Mischung“ hat im März ihren 1500. Auftritt: Unter Leitung von Bernd Engling bringt das vielseitige Chorensemble vor allem Heiteres auf die Bühne. Von Steffi Bey.

Ihre Auftritte sind anders: locker, amüsant, mitziehend und natürlich stimmgewaltig. Die „Marzahner Promenaden-Mischung“ verbreitet seit 28 Jahren nicht nur gute Laune sondern zieht ihre Zuschauer in den Bann.
Wer schon einmal ein Konzert dieses vielseitigen Chorensembles erlebt hat, kann das bestätigen. Hier wird kein Programm steril abgearbeitet. Stattdessen bewegen sich die kleinen und großen Sänger im Takt der Lieder: Sie schauspielern dabei, beziehen ihr Publikum mit ein, schunkeln, tanzen, schnipsen und das mit so viel Fröhlichkeit, dass es ansteckt.
Mehr als 430 Mädchen und Jungen wirkten bisher im Chor mit. In diesen Tagen steht ein besonderes Jubiläum an: Der 1500. Auftritt seit Gründung des Ensembles. Im Rahmen der Veranstaltung „Zu Gast in der Hörbar“ vom Kinderliedarchiv der Landesmusikakademie Berlin, stellen die Mitglieder am 10. März eine Auswahl ihrer Lieder vor.
Das Repertoire kann sich sehen lassen: Fünf Alben und eine Single wurden bislang produziert. Im Mittelpunkt steht stets das Leben in Marzahn. Unter Titeln wie „Wir sind Marzahner Jören“, „Auf uns Kinder kommt es an“ oder „Wir geh’n unseren Weg“ lassen die Sänger tief in ihre Gedankenwelt blicken. Kess, poppig aber auch gefühlvoll setzen sie sich mit Alltäglichem auseinander. Gute und weniger tolle Erlebisse in der Schule spielen eine Rolle, Auseinandersetzungen mit den Eltern, aber auch spannende Entdeckungen direkt vor der Haustür.

Bernd Engling ist der Gründer und Leiter der Marzahner Promenaden-Mischung. Die meisten Lieder und Texte schreibt der 68-Jährige selbst. Fotos: Steffi Bey

Bernd Engling, Gründer der „Marzahner Promenaden-Mischung“, Leiter und kreativer Kopf des Ensembles, schreibt die meisten Texte und Melodien selbst. Und immer erzählt er eine Geschichte: baut konfliktreich Spannung auf und bringt das Ganze zu einem guten Ende. Dabei reimen sich die Zeilen. „Das ist einprägsamer und kommt lockerer rüber“, sagt der 68-Jährige. Bevor solche neuen Titel auf der Bühne präsentiert werden, diskutiert er darüber mit einer Gruppe von Chormitgliedern. Manchmal gibt es noch aus Sicht der Kinder Veränderungen.
Solche kleinen Treffen spielen sich zu Hause bei Bernd Engling im Musikzimmer ab. Die kritischen Zuhörer sitzen dicht nebeneinander vor prall gefüllten Bücherregalen. In mehreren Reihen stehen auch dicke Ordner, die die Geschichte des Chores vor und hinter den Kulissen abbildet: Zu sehen sind unter anderem Fotos aus den Anfangsjahren, als sich der damalige Kiez-Chor mit den Sängern der 24. Oberschule Marzahn zur „Promenaden-Mischung“ vereinte. Engling dokumentiert auf diese Art und Weise die wichtigsten Auftritte. Anfangs waren es jährlich sogar 70 bis 80. „Inzwischen liegen wir bei rund 40“, berichtet der begeisterte Freizeitmusiker.
Er selbst bekommt immer wieder Gänsehaut, wenn er sieht, wie das Publikum mitmacht: Wie junge und alte Zuschauer fröhlich einstimmen, klatschen und Zugaben fordern. „Das ist ein wunderbares Gefühl und eine schöne Wertschätzung unserer Arbeit“, sagt Bernd Engling.

Eingefrorene Instrumente

Natürlich erinnert er sich gerne an die vielen Auftritte in den zurückliegenden Jahren: Das war zumeist auf Festen im Bezirk oder auch in anderen Städten und Ländern, in Senioreneinrichtungen, Kitas und Schulen. Zu den kuriosesten Darbietungen gehört auf jeden Fall der „kälteste Auftritt unserer Chorgeschichte“, wie es Engling nennt. Das war 1997 auf einem Weihnachtsmarkt am Alexanderplatz: „Bei minus 7,5 Grad sind die Instrumente eingefroren“, erzählt der Ensembleleiter lächelnd.
Traditionell finden in diesem Jahr auch wieder die beliebten Mitsingeveranstaltungen statt. Unter verschiedenen Mottos wie „Meine Oma hat geschrieben“ oder „Onkel Paul wohnt auf dem Land“ heizen die Mitglieder dem Publikum so richtig ein. Solche Aufführungen sind vor allem für Vier- bis Zehnjährige gedacht.
Damit vor den Zuschauern alles klappt, wird einmal pro Woche im Musikraum der Peter-Pan-Grundschule geübt. Bernd Engling begleitet die Sänger mit Akkordeon und Gitarre. Aber nicht nur Singen steht auf der Tagesordnung sondern ebenso tanzen, moderieren und bewegen. Oft werden dabei auch neue, selbstgebaute Kulissen ausprobiert sowie Kostüme aus dem eigenen Fundus mitgebracht.
„Wer mindestens in die zweite Klasse geht, gut lesen kann und Freude am Singen hat, ist willkommen“, betont der Chorleiter, der noch lange nicht ans Aufhören denkt. Die Arbeit mit den rund 30 Kindern und elf Erwachsenen im Ensemble sei zwar anstrengend, bringe aber viele schöne Erlebnisse.

 

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